

Die Swisttaler Gemeindeverwaltung sollte sich professioneller um die Pflege und Förderung von Gewerbe und Einzelhandel in der Gemeinde kümmern. Dazu bedürfe es eines kompetenten Ansprechpartners in der Verwaltung, der den ständigen Dialog mit den Geschäftsleuten suche. Wichtig sei für die Erhaltung der Einkaufsmöglichkeiten in Swisttal auch eine bessere öffentliche Nahverkehrsanbindung der kleineren Ortsteile an die Einkaufsgelegenheiten in der Gemeinde. Dieses Fazit zog SPD-Vorsitzender Tobias Leuning am Ende einer lebhaften Podiumsdiskussion der Swisttaler SPD über kommunale Wirtschaftspolitik, zu der rund 50 Gäste ins Heimerzheimer Hotel Weidenbrück gekommen waren. NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin musste wegen eines Trauerfalls in seiner Familie zwar kurzfristig absagen, was aber dank der sachkundigen Diskussionsbeiträge von Markus Tilgner, Bürgerverein Wir für Swisttal, Michael Pieck, IHK Bonn/Rhein-Sieg, Hans-Peter Kröger, Gewerbeverein Swisttal, und Gisela Hein, SPD-Bürgermeisterkandidatin, sowie der souveränen Moderation durch Folke große Deters, stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender, nicht besonders ins Gewicht fiel. Vizelandrat Dietmar Tendler (SPD), wies in einem kurzen Grußwort darauf hin, dass zahlreiche Kommunen im Kreis vergleichbare Probleme mit der Entwicklung der Dorfzentren und der damit verbundenen Situation des Einzelhandels hätten.
In einer ersten Podiumsrunde betonte Tilgner die wichtige Rolle der Ortszentren für die fußläufige Versorgung mit den Dingen des täglichen Bedarfs. Dies gelte vor allem für ältere Menschen ohne PKW. Supermärkte an Ortsrändern würden den Zentren wichtige Kaufkraft entziehen. Bei der Ausweisung neuer Flächen an den Rändern sei daher besondere Vorsicht geboten. Pieck wies auf die Wichtigkeit des Dialogs mit den Unternehmen hin, in den auch die Bürger einbezogen werden sollten. Da es auch künftig neue Geschäfte auf der grünen Wiese geben werde, sei die Verknüpfung mit den Ortszentren von besonderer Bedeutung. Ein gemeinsam zwischen Verwaltung, Unternehmen und Bürgern entwickeltes Einzelhandelskonzept sei unabdingbar. Dabei müsse schon im Blick auf die Demografie auf jeden Fall die langfristige Sicht einbezogen werden. Letztlich müssten aber die Bürger selbst entscheiden, wo sie einkaufen. Dabei spielten Qualität und Service eine wichtige Rolle, worin eine besondere Chance für den Einzelhandel in den Ortszentren liege.
Kröger plädierte für eine Stärkung des innerörtlichen Gewerbes. Neue Discounter an den Dorfrändern bewertete er skeptisch, denn dies erschwere es, Investoren für die Zentren zu finden, wie das Beispiel Heimerzheim belege. Er warb außerdem für eine Beteiligung am Gewerbeverein und für die Swisttaler Gewerbeschau am 1.Juni auf Schloss Miel.
Einen besonders wichtigen Aspekt führte Gisela Hein in die Diskussion ein: „Das soziale Leben in den Ortszentren verkümmert, wenn es dort keine Geschäfte mehr gibt. Man hat dann weniger Gelegenheit, miteinander zu reden, was vor allem für ältere Menschen wichtig ist“, betonte sie. Als warnendes Beispiel nannte sie die Entwicklung in der Odinstraße in Odendorf, denn durch jeden Leerstand drohe potentiell Verwahrlosung. Der Einzelhandel in Swisttal fühle sich nach ihrem Eindruck aus vielen Gesprächen von der Gemeindeverwaltung vernachlässigt. Aus dem Publikum gab es zahlreiche Fragen und Kommentare, u.a. zu den Mängeln beim ÖPNV, zum Sterben der Wochenmärkte, zu den wachsenden Leerständen und dem Fehlen eines Leerstandskatasters der Gemeinde, dem Mangel an Fachärzten und zum Einkaufsverhalten der Bürger.
Tendler setzte sich für eine Stärkung des ÖPNV im ländlichen Bereich ein, wobei Fahrpreise, Fahrplankoordinierung und Fahrzeiten eine besondere Rolle spielen. Leuning kündigte abschließend an, dass er dem Wunsch vieler Einzelhändler und Gewerbetreibenden nachkommt und nochmals abends zu diesem Thema einladen werde.