Franz Müntefering „Demokratie kennt keinen Schaukelstuhl“

v.r. Tobias Leuning, Gisela Hein, Folke große Deters, Franz Müntefering, Hermann Leuning, Susanne Sicher

Leidenschaftlich, aber auch sichtlich bewegt, erzählten die beiden politischen Urgesteine Franz Müntefering und Hermann Leuning über ihr Leben, welches über Jahrzehnte durch die Politik geprägt wurde. Zwei Jubiläen boten Anlass zum Besuch des ehemaligen Vizekanzlers und SPD-Parteivorsitzenden: Die 40. Mai-Kundgebung in Swisttal und der bevorstehende 80. Geburtstag des Heimerzheimer Ortsvorstehers Hermann Leuning. Eingeladen zu diesem Kamingespräch im vollbesetzten Saal der Heimerzheimer Klosterstuben hatte SPD-Landtagskandidat Folke große Deters.

Was hat Dich in die SPD gebracht? Was bedeutet für Dich die SPD heute? Was macht einen guten Politiker aus? Diese Fragen richtete große Deters an seine Gesprächspartner. Und “Münte“ und Leuning erzählten über ihre sehr unterschiedlichen Anfänge in der SPD, die durch Kriegs- und Nachkriegserfahrungen geprägt wurden: Müntefering im „schwarzen“ Sauerland und Leuning im Ruhrgebiet, wo die Kommunisten der größere Konkurrent waren als die Konservativen. Bereits mit 12 Jahren nahm er zum ersten Mal an einer Mai-Kundgebung teil.

Müntefering erinnerte an Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität als nach wie vor tragende Werte der SPD, wobei er bei der Gerechtigkeit in erster Linie den Staat in der Pflicht sieht. Der in Buschhoven aufgewachsene Folke große Deters erklärte, für ihn würden Freiheit und Gerechtigkeit konkret kostenfreie Bildung, preiswertes Wohnen und besseren Zugang zum Recht bedeuten. Er sei stolz, dass es eine kostenfreie Rechtsberatung, wie er sie in Rheinbach ehrenamtlich anbiete, ins Wahlprogramm der NRWSPD geschafft habe. Die SPD müsse sich mehr um die Abgehängten in der Gesellschaft kümmern und den Stellenwert der Arbeit hervorheben.

Auch sollten Politiker offen über Probleme sprechen. Dabei seien Leidenschaft, Vertrauen, klare Sprache und persönliche Überzeugung unverzichtbar. „Wir müssen die Menschen ernst nehmen, von den Realitäten ausgehen und nach vorne schauen“, betonte Müntefering. Leuning hielt Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit für entscheidend. „Lieber weniger versprechen, dafür mehr halten. Das hat Hannelore Kraft gut gemacht“, spielte er auf die Abschaffung von Gebühren für das letzte Kindergartenjahr sowie das Studium an.

Einig waren sich alle im Stellenwert der politischen Bildung. Die Menschen müssten Bescheid wissen, um Zusammenhänge zu erkennen und als mündige, verantwortungsbewusste Bürger in der Gesellschaft mitzuwirken. „Münte“ und Leuning wollen auch angesichts ihrer jeweils fast acht Lebensjahrzehnte noch nicht die Hände in den Schoß legen, sondern sich mit den vernünftigen Jungen und Alten unterhaken, um Freiheit und Demokratie zu verteidigen. „Demokratie kennt keinen Schaukelstuhl, ob du 40 bist, 60 oder 80. Menschen können immer Dinge verändern und dafür sorgen, dass es ein bisschen besser wird“, erklärte Müntefering abschließend.

Für die anstehenden Landtagswahlen wünschten „Münte“ („Du hast den richtigen Kompass“) und Leuning („Du kennst Swisttal, die Swisttaler kennen dich“) große Deters viel Erfolg.