SPD unterstützt Bürgerantrag auf Benennung der Straße nach Marie Juchacz

Marie Juchacz (Fotosammlung AdsD; Signatur: 6/FOTA027399; Datum: 1947, Friedrich-Ebert-Stiftung)

Die Benennung einer Straße in Swisttal nach Marie Juchacz war Ziel eines Bürgerantrags von Gabriele Campe, der im Hauptausschuss der Gemeinde mehrheitlich abgelehnt wurde. Enttäuscht darüber zeigte sich die SPD. Die Frauenrechtlerin und Sozialdemokratin gehörte zu den maßgeblichen politischen Kräften, die vor genau 100 Jahren das Frauenwahlrecht in Deutschland erkämpften. Anfang 1919 war Juchacz die erste Frau, die eine Rede in einem deutschen Parlament hielt, der Weimarer Nationalversammlung. Im Kampf gegen Armut gründete sie im gleichen Jahr die Arbeiterwohlfahrt, heute bekannt als AWO.

Gisela Hein, stellvertretende Fraktionsvorsitzende: „Da es in Swisttal mit einer Ausnahme bisher keine Straßen mit Frauennamen gibt, dafür aber viele mit Männernamen, hätte es der Gemeinde gut zu Gesicht gestanden, dem Bürgerantrag stattzugeben. Dies wäre ein Zeichen der Gleichberechtigung und die Würdigung einer der eindrucksvollsten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte, die als alleinerziehende Mutter in die Politik ging, um das Leben der Frauen und armen Menschen zu verbessern.“

Begründet wurde die Ablehnung mit einem Beschluss des Hauptausschusses von 2008, nach dem von der Benennung von Straßen in Swisttal nach Personen abgesehen werden soll. Dabei regte selbst die Verwaltung an, den Beschluss durch ein „grundsätzlich“ zu ergänzen, um damit Ausnahmen zu ermöglichen, die individuell zu begründen seien. „Angesichts der Verdienste und der symbolischen Bedeutung hält die Swisttaler SPD eine Ausnahme für eine Marie-Juchacz-Straße für gut begründbar. Auch weil sie lange im Rheinland wirkte und hier ihre Idee zur Gründung einer Wohlfahrtsorganisation entstand, als sie sich um Kriegsinvaliden, Witwen und ihre Kinder kümmerte“, so Tobias Leuning, Vorsitzender der SPD Swisttal. Als Sekretärin für Frauenfragen war sie von 1913-1917 im SPD-Bezirk „Obere Rheinprovinz“ in Köln und Umgebung tätig. Juchacz starb 1956 in Düsseldorf und wurde in Köln beigesetzt.

Hein und Leuning kündigten an, die SPD werde nochmals das Gespräch mit den anderen Fraktionen suchen und beantragen, den Grundsatzbeschluss von 2008 entsprechend dem Vorschlag der Verwaltung zu ergänzen, um den Weg für die Benennung einer Straße nach Marie Juchacz doch noch zu öffnen.